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Nick Giani Rambowgestorben am 19. Juni 2019

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Für Nick.

Denn die Musik lügt nicht. Sie steht für sich selbst. Sie ist sich selbst. Vom Anfang bis zum Ende. So lernte ich Dich kennen, als grandiosen, unverstellten, wahren Musiker, der, indem er ganz sich selbst und wie kein anderer war, so viele Menschen verzaubert hat.

Vielleicht war für Dich Dein ganzes Leben eine Form von Musik. Ein Gesamtkunstwerk. Von höchster Bedeutung und Wahrheit. Die Musik kennt keine halben Sachen. Sie geht aufs Ganze. Sie rührt an den ersten und letzten Dingen. Sie trifft ins Herz. Und ins Mark. Sie will lieber nicht mehr sein als belanglos sein.
Das Leben war für Dich nichts Beliebiges, sondern etwas Besonderes, nichts Wahlloses, sondern eine Wahl. Bis zuletzt. „Wirklich zu leben ist das Kostbarste der Welt“, schrieb Oscar Wilde, und er schrieb diesen Satz für einen Menschen wie Dich. Du hast wirklich, vollständig und allumfassend gelebt, mehr gelebt als so viele andere Menschen. So vieles hattest Du noch vor Dir. So vieles wolltest Du verwirklichen, gestalten und machen.

Und trotzdem bist Du gegangen. Oder vielleicht gerade deshalb. Ich denke, wenn ich an Dich denke, an den berühmten Satz von Albert Camus: „Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht. Alles andere kommt erst später.“ Ich denke aber auch an den gegenteiligen Satz: „Wer sich das Leben nimmt, der will gar nicht sterben, sondern er will so nicht mehr weiterleben.“ An diesen zweiten Satz denke ich immer mehr.

Vielleicht fiel es Dir schwer, Nein zu sagen. Du hast das Leben und seine Menschen so sehr bereichert und bejaht, dass kein Nein über Deine Lippen kam. Vielleicht war das außerhalb Deiner Welt. Je größer die Anliegen und Fragen der anderen, desto unmöglicher wurde Dir am Ende dieses eine Wort. Als würde man einen anderen Menschen mit diesem Wort töten. Du wolltest lieber nicht mehr sein als andere Menschen mit einem solchen Wort zu töten.

Vielleicht. Ich kenne Dich kaum. Nur aus der Ferne. Doch wie gerne hätte ich Dir (für alle Fälle) ein Wort wie NEIN geschenkt. Selbst die großen Menschen haben ein Recht auf dieses eine Wort. Denn man tötet mit diesem Wort eigentlich gar nicht, sondern bewahrt das Leben.

Ich sah all die Traurigen und Trauernden. Ich hörte die Worte Deiner Schwester mit dem Beginn des Trauergottesdienstes. Sie stand auf und trat an Deine Seite und sprach. Ich sah die Umarmungen Deiner Eltern – vor Deinem Sarg. In all dem spürte ich Deine Wärme und Präsenz, Deine ganze Kraft und Besonderheit. Der Tod macht die Menschen nicht kalt. Und er macht sie auch nicht sprachlos. Du lebst in den Erinnerungen so vieler Menschen, die an Dich denken und Dich vermissen. Jeden Tag aufs Neue.

Joachim Zelter